Von unterdrückten Fakten und verstümmelten Kindern: Eine Erwiderung auf einen erneuten transgenderideologischen Propagandatext auf Zeit Online

Nachdem vor Kurzem Zeit Online zwei Sprachwissenschaftlerinnen Gelegenheit gegeben hat, durch Verkündigung der angeblich vielen (mehr als zwei) Geschlechter dem Leser biologische Ignoranz ausgerechnet im Ressort Wissen als eben solches zu verkaufen, hat das Magazin nun noch einen draufgesetzt, indem es einer freien Journalistin und Romanautorin mit Studium von Germanistik, Anglistik, Philosophie und Journalismus erlaubte, im Ressort Gesundheit gesundheitsgefährdende transgenderideologische Propaganda bezüglich der medizinischen Behandlung von „transgeschlechtlichen“ Personen zu verbreiten. Natürlich ist das Problem nicht das fachfremde Studium an sich – man kann Studien ja lesen. Das sollte man dann aber tun, und zwar nicht selektiv. Da bestehen hier Zweifel.

Unzureichende Selbstkorrektur bei Zeit Online: Die Rede von den mehr als zwei Geschlechtern ist nicht „missverständlich“, sondern falsch

So hat diese Autorin in der ursprünglich veröffentlichten Fassung erst einmal mit den Phantasien der Sprachwissenschaftlerinnen gleichgezogen und Vielgeschlechtlichkeit zum wissenschaftlichen „Konsens“ erhoben – ohne Belege natürlich. Allerdings – und es geschehen noch Zeichen und Wunder – sah die Redaktion sich gezwungen, die Originalversion zu modifizieren und die Rede von den „mehr als zwei Geschlechtern“ immerhin als „missverständlich“ zu deklarieren. Freilich ist sie keineswegs missverständlich, sondern schlicht falsch. Nur traute man sich das offenbar nicht so direkt sagen, würde es doch die Frage aufwerfen, nach welchen Kriterien die Redaktion ihre Autoren aussucht. Gesinnungstreue? Kompetenz kann es jedenfalls nicht sein.

Das unsinnige Gerede vom „Spektrum“ und den „Geschlechtspolen“

Vielleicht ist der moderate Erkenntnisgewinn von Zeit Online, wenn schon nicht auf die Erwiderung von mir und Aglaja Stirn in der FAZ, so doch auf die vielkolportierte Aussage der Evolutionsbiologin und Medizinnobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard zurückzuführen: Menschen, welche an Vielgeschlechtlichkeit glauben, haben im Biologieunterricht nicht aufgepasst.

Freilich bleibt der Erkenntnisgewinn, wie gesagt, nur moderat, denn ein Teil des ursprünglichen Textes wurde nun mit folgenden Ausführungen ersetzt: „Es gibt zwei biologische Geschlechtspole: männlich und weiblich. Zwischen den Polen erstreckt sich aber ein Spektrum. Das bedeutet, dass es Menschen gibt, deren Geschlecht weder eindeutig männlich noch weiblich ist, sondern das dazwischen liegt.”

Da ist es wieder: das unselige geschlechtliche „Spektrum“, ohne das man bei Zeit Online offenbar nicht leben kann. Leider kann man umgekehrt mit ihm nur dann leben, wenn man bereit ist, eklatanten Unfug als Erkenntnis auszugeben. Denn es gibt nicht zwei Geschlechtspole, sondern zwei Geschlechter, Punkt. Das Geschlecht ist biologisch über Arten von anisogametischen Keimzellen definiert. Davon gibt es genau zwei, große (Eizellen) und kleine (Spermien). Noch präziser gefasst ist das Geschlecht die Entwicklungsrichtung eines Organismus hin auf die Produktion von einer Art dieser Keimzellen (ein männliches Wesen muss also nicht tatsächlich Spermien produzieren, sondern nur Entwicklungsschritte hin zu deren Produktion aufweisen). Weder Richtung noch Eizellen oder Spermien aber sind skalare Konzepte. Und Polarität erlaubende schon gar nicht. Klatschmagazine mögen sich ja darin gefallen, vom männlichsten Mann zu reden, biologisch aber ist dies Unsinn. Ebenso ist es Unsinn, „Intersex“, also eine Störung der geschlechtlichen Entwicklung, als „zwischen“ männlich oder weiblich stehend zu beschreiben. Die meisten Menschen mit solchen Störungen sind entweder das eine oder das andere – und zwar eindeutig –, nur einige wenige haben Anlagen von beidem. Selbst echte Hermaphroditen aber (welche es unter Menschen nicht gibt), sind beidgeschlechtlich, nicht zwischengeschlechtlich. Unter anisogametischen Wesen, wozu der Mensch gehört, gibt es weder ein zwischen noch ein jenseits der beiden Geschlechter. Die Zweigeschlechtlichkeit ist fundamental.

Quark mit Embryos: Embryos haben nicht die Anlage zu beiden Geschlechtern in sich

Auch die im Text kurioserweise fettgedruckte Aussage „alle Embryos“ trügen „die Anlage sowohl für das männliche als auch für das weibliche Geschlecht in sich“ ist falsch. Machen kann sie allenfalls, wer sich über biologische Sachverhalte lieber im öffentlich-rechtlichen Rundfunk denn in wissenschaftlichen Fachtexten informiert. Denn in einer einflussreichen Quarkssendung (die ich hier als Quelle vermute, und vielleicht sollte diese Sendung ihr „s“ hinter dem „k“ künftig streichen), moderiert von Ranga Yogeshwar, wurde dieselbe Aussage gemacht – ohne übrigens jemals zu definieren, was ein Geschlecht ist. So stellte die Sendung richtig fest, dass die geschlechtliche Entwicklung erst in der sechsten bis siebten Woche einsetzt. Aber darauf folgt in Konjunktion mit der oben angegebenen biologischen Definition, dass der Embryo vor diesem Zeitpunkt kein Geschlecht hat. Es folgt keineswegs, anders als die Sendung behauptet, dass er daher Anlagen zu beiden Geschlechtern habe. Denn es ist nicht zufällig, sondern selbstverständlich anlagebedingt, also genetisch vorprogrammiert, dass sich ein gesunder menschlicher Embryo mit XY-Chromosomen zu einem männlichen, nicht etwa weiblichen Wesen entwickeln wird.

Die angebliche Evidenz für die verbreitete Diskriminierung „transgeschlechtlicher“ Menschen: Vom Unterschied zwischen Onlinepropaganda und wissenschaftlichen Studien

Die Autorin des Artikels übt dann ein wenig Gesellschaftskritik, wie sich das für ein linkes Magazin wie Zeit Online gehört. So zitiert sie bezüglich des Leidens „transgeschlechtlicher“ Menschen Stefan Timmermanns, Professor für Sexualpädagogik und Diversität in der Sozialen Arbeit, mit der sich auf „transgeschlechtliche“ Menschen beziehenden Aussage: „Der dringlichste Grund für die psychischen Belastungen ist die Diskriminierungserfahrung.“ Dass jemand mit einem woken „Diversität“ in der Berufsbezeichnung Diskriminierung überall sehen und für alles verantwortlich machen wird, ist wohl nicht überraschend. Aber statt Glaubensbekundungen einzelner Personen sähe man gern Studien. Und in der Tat meint die Autorin, ebensolche „Studien“ belegten die Aussagen des diversitätsbewegten Professors. Leider nennt sie jedoch keine Studien, sondern einzig den „zweiten LGBTI-Survey“. Dabei handelt es sich aber erstens um eine nicht-repräsentative, selbst-selektive Onlinebefragung. Dass eine solche Umfrage im Rahmen der gegenwärtigen Opferolympiade, bei der Fördergelder und sozialer Status davon abhängen, möglichst diskriminiert und marginalisiert daherzukommen, keinerlei Gelegenheit zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, aber reichlich Gelegenheit zu geschäftstüchtiger Politpropaganda bietet, erwähnt die Autorin leider nicht. Ebenso wenig erwähnt sie, dass es belastbare wissenschaftliche Studien oder kriminalstatistische Belege für eine verbreitete Diskriminierung von sich „trans-identifizierenden“ Menschen in Westeuropa nicht gibt – sonst hätte sie diese ja wohl angeführt. Somit aber ist ihr Text auch selbst nichts weiter als Politpropaganda.

Die verschwiegene Evidenz für die zunehmende insbesondere Frauen und Kinder gefährdende Gewaltkriminalität sich „transidentifizierender“ Personen

Zweitens erwähnt sie nicht – im Rahmen journalistischer Ausgewogenheit wäre das aber vielleicht angebracht gewesen – dass umgekehrt die Zahl von „Transfrauen“, welche Morde, Vergewaltigung und Kinderschändung begehen, dramatisch zugenommen hat. Eine Studie in Kanada ergab, das fast 45% der inhaftierten „Transfrauen“ Sexualdelikte begangen haben, von diesen wiederum haben 85% Tod oder ernsthafte Schäden verursacht, wobei 58% der Opfer Kinder oder Frauen waren. Der Prozentanteil der für Tötungsdelikte verantwortlichen „Transfrauen“ war doppelt so hoch wie bei anderen Männern (vor denen „Transfrauen“ doch angeblich im Gefängnis geschützt werden müssten – vielleicht ja deshalb, weil die meisten Männer, auch inhaftierte, eine viszerale Abneigung gegenüber Kinderschändern und Vergewaltigern hegen). Anders gesagt: Kriminalstatistische Fakten zeigen, dass „Transfrauen“ (zumindest gemessen an der Gesamtbevölkerung, wenn nicht gar in absoluten Zahlen) in westlichen Ländern häufiger als Täter von Mord, Totschlag und Vergewaltigung in Erscheinung treten denn als deren Opfer. Aber gerade das passt wohl nicht ins bewährte linke Opfernarrativ.

Warum man über Komorbiditäten reden sollte, bevor man Kindern mit Chemie und Messern irreversible Schäden zufügt

Drittens belegt die Umfrage nicht nur nicht die Diskriminierung, sondern natürlich erst recht nicht den von Timmermann behaupteten Kausalzusammenhang. Umgekehrt sehr überzeugend widerlegt wird dieser durch das Faktum, dass bei der Tavistock „Genderklinik“, welche für das eifrige Betreiben genau jener unverantwortlichen „affirmativen Therapie“ geschlossen wurde, für welche die Autorin und ihre Gewährsleute anscheinend werben, die überwältigende Mehrheit der an sie verwiesenen Kinder psychische Komorbiditäten (also weitere psychische Erkrankungen) aufwiesen. Besonders alarmierend sind die 35% Kinder mit ASD (autistic spectrum disorder). Autismus hat der gegenwärtigen Studienlage zufolge eine Erblichkeit von etwa 80%; Umweltfaktoren, einschließlich Diskriminierung, spielen also eine völlig untergeordnete Rolle. Zudem sind autistische Kinder übrigens tatsächlich in verschiedener Weise benachteiligt. Vielleicht wäre es daher eine gute Idee, ein wenig länger nachzudenken, bevor man ihrer Selbstdiagnose „trans“ unkritisch zustimmt (oder sie in diese sogar hineintreibt), sie mit Pubertätsblockern und Hormonen vollstopft und ihnen Brüste und Genitalien abschneidet.

Transgenderideologische Propaganda mit irrelevanten „Studien“

Die Autorin sieht das aber offenbar anders. Sie erklärt allen Ernstes: „Eines zeichnet sich nach bisherigen Daten jedenfalls ab: Es ist nicht die Geschlechtsangleichung, die Menschen psychisch belastet, wie von Gegnern befürchtet. Eher im Gegenteil. Denn treffen diese Menschen die Entscheidung, den Weg der Transition einzuschlagen, kann sie das psychisch entlasten. Zumindest legen erste Untersuchungen dies nahe.”

Die Autorin beruft sich auf drei Studien. Diese legen jedoch keineswegs derartiges nahe. Die erste Studie gibt selbst zu (meine Übersetzung): „Die vorliegende Studie kann daher keine Evidenz über den direkten langfristigen Nutzen von Pubertätsblockern oder langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit liefern.“ Wie wahr. Die zweite Studie wiederum – ich lade den Leser ein, sich davon selbst zu überzeugen, unglaublich wie es ist – handelt nicht einmal von den Auswirkungen der Transition. Dieses Wort, ebenso wenig wie „Pubertätsblocker“ und „Hormone“, kommen in ihr nicht einmal vor. Das wirft die Frage auf, ob unsere Autorin den Artikel überhaupt gelesen hat. Die dritte und letzte Studie, auf welche sie verweist, ist von dem seit langem über diese Themen schreibenden Journalisten Jesse Singal einer vernichtenden methodologischen Kritik unterzogen worden. Für unsere Zwecke können wir uns die Details sparen, da auch diese Studie eingesteht: „Unserer Studie fehlte eine Vergleichsgruppe, was ihre Fähigkeit beschränkt, Kausalität festzustellen.“

Von kleinen Details, die man lieber nicht erwähnt: Selbstmord nach Hormonbehandlung

Erstens ist „beschränkt“ selbstverständlich eine Untertreibung. Üblicherweise werden pharmakologische „Studien“ ohne Vergleichsgruppe aus guten Gründen in den Mülleimer geworfen. Das hätte man auch hier tun sollen. Zweitens begingen zwei der 315 Probanden Selbstmord, also 0,62%. Die durchschnittliche Selbstmordrate in den USA liegt bei 0,0161%. Nun weisen seriöse Studien freilich darauf hin, dass die Suizidrate von sich „transidentifizierenden“ Kindern, zumindest von solchen, die sich bei einer Genderklinik präsentieren, um ein 5,5faches über der allgemeinen Durchschnittsrate liegt (es ist nicht ausgeschlossen, dass sie weit darunter läge, hielten sich die Kinder nur von der Klinik fern). Bei unseren 315 Probanden der Hormontherapie liegt sie allerdings um das fast vierzigfache über dem Landesdurchschnitt (Vereinigte Staaten). Wenn man also hier schon Kausaleffekte nahelegen will, dann liegt es nahe, dass die Hormonbehandlung Kinder und Jugendliche in den Selbstmord getrieben hat – was auch eine bekannte andere Studie, welche die Autorin natürlich nicht erwähnt, in Bezug auf „Transition“ bestätigt. Das spricht gegen eine solche Behandlung, nicht für sie.

Ebenfalls unerwähnt: Die zum Teil katastrophalen physischen Auswirkungen der „Transition“

Übrigens sprechen die missglückten Studien, auf die die Autorin sich beruft, ausschließlich von kurzfristigen psychischen Effekten. Dass die Autorin so nonchalant die katastrophalen physischen Langzeitwirkungen der „Transition“ mit keinem Wort erwähnt, zeugt weder von Kompetenz noch von Verantwortungsbewusstsein.

Wenn nämlich Pubertätsblocker frühzeitig gegeben und dann zu gegengeschlechtlichen Hormonen fortgeschritten wird, ist Unfruchtbarkeit praktisch garantiert, und Orgasmusunfähigkeit wahrscheinlich. Es gibt zudem wachsende Evidenzen dafür, dass Pubertätsblocker negative Auswirkungen sowohl auf die Knochen– als auch auf die Gehirnentwicklung haben, einschließlich einer Verminderung der Intelligenz.

Ein weiterer der Gründe, warum Pubertätsblocker schwerwiegende Folgen haben, liegt auch darin, dass sie fast immer zu der anschließenden Einnahme von gegengeschlechtlichen Hormonen führen. Solche Hormongaben beeinträchtigen allerdings das Herz-Kreislauf-System. Unter anderem führen sich zu einem vierfach erhöhten Herzinfarktsrisiko bei Frauen, und bei Männern zu einem dreifach erhöhten Risiko einer venösen Thromboembolie. Diese sind ebenfalls lebensbedrohlich.

Und wenn erst der Weg des Pubertätsblockers eingeschlagen ist, dann führt dieser nicht nur fast immer zu diesen Hormonbehandlungen, sondern auch häufig weiter zu Operationen an den Geschlechtsmerkmalen, inklusive Penis- bzw. Brustamputationen. Ganz abgesehen davon, dass solche Verstümmelungen schon an sich ein Übel darstellen, gehen diese Operationen mit weiteren Komplikationen einher, wie Harnröhrenverengungen, die ihrerseits zu Nierenschädigungen führen können, oder Verengungen der konstruierten sogenannten Neovagina oder auch Ausstülpungen nach außen. Phalloplastik wiederum, also die Konstruktion eines Penisersatzes, ist ungemein kompliziert und kann auf Arten und Weisen missglücken, die an den Körperhorror von David Cronenberg Filmen erinnern. Auch all diese Schäden sprechen nicht für, sondern gegen „affirmative Therapie“ und „Transition“.

Transhype und soziale Ansteckung: Vom Ignorieren der empirischen Fakten und dem Messen mit zweierlei Maß

Die Autorin wendet sich auch gegen die vielfach geäußerte Kritik an einem Transhype, der Kinder in die gerade beschriebene, von der Autorin aber geflissentlich ignorierte Verstümmelung treibt. „Die Sorge der Kritikerinnen, dass Kinder einfach ihr Geschlecht wechseln wollen, weil sie in Kontakt mit dem Thema Transgeschlechtlichkeit kommen, hält Stefan Timmermanns für unbegründet. ‘Genau das kennen wir schon aus dem Bereich der Homosexualität, sagt er. ‘Dabei ist weder die sexuelle Orientierung noch die geschlechtliche Identität von außen so beeinflussbar, dass man sein Geschlecht wechseln möchte oder auf einmal lesbisch, schwul oder bi wird, bloß weil man das irgendwo gesehen oder gehört hat’, sagt Timmermanns.“

Nur ist erstens „sexuelle Orientierung“ ein sinnvoller Begriff, während es „geschlechtliche Identität“ nicht ist. Natürlich gibt es Menschen mit sogenannter Genderdysphorie, welche sich in ihrem Geschlecht nicht wohlfühlen, aber die Beschreibung dieses Phänomens verlangt sowenig nach der Postulierung eines Phantasiegebildes wie der „geschlechtlichen Identität“ wie die Beschreibung von Magersucht auf das Postulieren einer Körper- oder Körpergewichtsidentität angewiesen ist. Im übrigen gibt es überwältigende empirische Evidenz wie auch physiologische Erklärungen dafür, dass die sexuelle Orientierung angeboren ist. Daten, dass dies bei Genderdysphorie so ist, fehlen (die von Transgenderideologen oft naiv ins Feld geführten „neurologischen Studien“ zu dieser Frage haben aufgrund ihrer gravierenden methodologischen Mängel, wie ihrerseits die Sexual- und Neurowissenschaftlerin Debrah Soh dargelegt hat, keinerlei Beweiskraft). Umgekehrt freilich belegen die empirischen Studien von Lisa Littman – welche die Autorin unerwähnt lässt – sehr wohl den Effekt sozialer Ansteckung beim Transhype.[1]

Apropos Magersucht. Die Autorin selbst betreibt eine Website, in der es um Magersucht geht. Dort wird die These der sozialen Ansteckung bei Magersucht akzeptiert und bekräftigt. “Menschen mit Essstörungserkrankungen sind sehr leicht zu beeindrucken und können sich daher nur schwer von ihrer Umgebung distanzieren.” Aber Kinder mit Unbehagen am eigenen Geschlecht und psychischen Störungen können das offenbar schon. Die sind überhaupt nicht leicht zu beeindrucken. Schon klar.

Die faktenwidrige Rede von den nur 0,5 bis 1% Detransitionierern: Die tatsächlichen Zahlen sind um ein Vielfaches höher

Des weiteren verbreitet die Autorin die Behauptung, dass Fälle von Detransitionierern, von Menschen, die ihre „Transition“ bereuen, „nach bisherigen Erkenntnissen sehr selten” seien. Einmal mehr fehlt es der Autorin aber am Überblick über die bisherigen Erkenntnisse. So nennt sie eine deutsche Studie von 2015 sowie eine internationale Metastudie von 2021, welche aber ihrerseits auf überwiegend völlig veraltete Studien zurückgreift, die jüngste aus dem Jahre 2019. Da freilich das Phänomen des Transhypes, des explosionsartigen Anstiegs von Kindern und Jugendlichen, die sich als „trans“ identifizieren oder meinen, „im falschen Körper geboren zu sein“, erst in den letzten Jahren aufgetreten ist, sind diese Studien zur Einschätzung der gegenwärtigen Lage unbrauchbar. Dies gilt auch aufgrund der fragwürdigen „Methode“, welche einige dieser Studien aufweisen, insbesondere die neueren.

So auch eine von der Autorin separat genannte niederländische Studie von 2018, welche die Zahl jener, welche die Transition bereuen, auf etwa 0,5% beziffert. Diese vermeintliche Studie ist schlicht Propaganda, was man durch eigene Lektüre übrigens leicht feststellen könnte. In akademischen Artikeln nämlich müssen Autoren deklarieren, ob es einen Interessenkonflikt gibt. Die Autoren erklären, es gebe keinen. Tatsächlich aber wollen die Autoren untersuchen, wie viele Patienten ihrer eigenen Transgenderklinik nach der Behandlung dort später Detransitionswünsche äußerten. Mit anderen Worten, die Autoren verbreiten sich darüber, wie viele oder wie wenige unzufriedene Kunden sie haben. Interessenkonflikt? Wo denken Sie hin – und die Autorin denkt dahin offenbar schon mal gar nicht.

Auch die „Methodologie“ – wenn man das so nennen will – der „Studie“ ist inadäquat. Die „Forscher“ haben lediglich die Akten ihrer eigenen Klinik durchforscht. Aber Menschen, die Ihre Entscheidung später bereut haben, haben womöglich kein Interesse daran, zu jenen zurückzukehren, die ihnen diese Entscheidung unter Umständen regelrecht aufgeschwätzt haben – und dass Genderkliniken dies oft tun, dafür gibt es mittlerweile reichlich Evidenz.[2] Man hätte sich also die Mühe machen müssen, den ehemaligen Patienten nachzuspüren. Hier wurde das nicht getan – denn dann hätte ja die Erfolgsbilanz womöglich nicht mehr so gut ausgesehen. Eine Studie von 2021 allerdings hat sich eben diese Mühe sehr wohl gemacht und kam auf 13% – also auf einen um das 13 beziehungsweise sogar 26fache höheren Wert als den beiden von der Autorin angeführten. Diese Studie stammt übrigens noch dazu von einem großen Befürworter von Pubertätsblockern und Hormongaben, ist also relativ unverdächtig. Eine Studie von 2022 kommt bei Hormonverabreichungen sogar auf zwischen 20 (Frauen) und 30 (Männer) Prozent nach vier Jahren.

Die überwältigende Mehrheit der Kinder wächst gesund aus der Geschlechtsdysphorie heraus  – wenn Sie nur von Transgenderideologen und „affirmativen Therapeuten“ in Ruhe gelassen statt „affirmiert“ und verstümmelt werden

Angesichts dieser Zahlen stößt unangenehm auf, wenn die Autorin treuherzig berichtet, Stefan Timmermanns sei es wichtig, dass die Fälle von Detransitionierern ernst genommen würden. Sie zitiert ihn mit den Worten: „Warum sollte man das Leben für die verbleibenden 99 Prozent schwerer machen?“ Wären Timmermanns die besagten Fälle tatsächlich wichtig, würde er nicht mit einem absurden Propagandaprozent arbeiten, sondern die Realität anerkennen. Im übrigen scheinen sowohl Timmermanns als auch die Autorin entweder nicht zu verstehen oder bewusst zu verdrehen, dass Kritiker der Transition und „affirmativen Therapie“ Kindern und Jugendlichen das Leben keineswegs schwer machen, sondern sie vor unnötiger Verstümmelung bewahren wollen.

Denn nur weil jemand sich nach seiner Lobotomie über diese nicht mehr beschwert, heißt dies ja nicht, dass er ohne diese nicht besser dran gewesen wäre. Ebenso mag auch eine Person, der Brüste oder Penis abgeschnitten wurden, sich einreden, dass dies schon das Beste gewesen sei, da es ihr ohne diese Selbsttäuschung psychisch noch schlechter ginge. Daraus folgt aber kaum, dass es nicht in Wahrheit am besten gewesen wäre, auf die Einnahme gefährlicher Chemikalien und die Amputation gesunder Organe von vornherein zu verzichten.

In diesem Zusammenhang ist wichtig, auf ein nicht etwa kleines Detail, sondern vielmehr wesentlichen und überragenden Punkt hinzuweisen, welche die Autorin mit keinem Wort erwähnt: Studien zeigen nämlich, dass die überwältigende Mehrheit von Minderjährigen, die in Ruhe gelassen werden, von selbst wieder aus der vermeintlichen Genderdysphorie herauswachsen.[3] Übrigens wachsen sie dann oft – nicht immer – zu homosexuellen Jungen oder Mädchen bzw. Männern oder Frauen heran. Dieses Ausprobieren gegengeschlechtlicher Geschlechterrollen scheint also normaler Teil der homosexuellen Entwicklung zu sein (ist aber auch bei heterosexueller Entwicklung nicht unbedingt selten, gerade bei Mädchen). Anders gesagt, während Transgenderideologen gegen „Konversionstherapien“ zu sein behaupten, betreiben sie tatsächlich, eine Konversionstherapie – oder vielleicht eher: Konversionsverstümmelung – Homosexueller.[4]

Wokes kindeswohlgefährdendes Tugendsignalisieren statt verantwortungsbewusster Journalismus

Denn nochmals: Studien zeigen, dass die überwältigende Mehrheit von Minderjährigen, die in Ruhe gelassen werden, von selbst wieder aus der vermeintlichen Genderdysphorie herauswachsen. Fast all jene jedoch, die „affirmiert“ und auf Pubertätsblocker gesetzt wurden, schreiten zur Einnahme gegengeschlechtlicher Hormone fort und enden schließlich häufig bei der Amputation gesunder Organe wie Brüste und Penis im Zuge einer vermeintlichen „Geschlechtsumwandlung“.[5]

Therapeutisch ist also der „affirmative“ Ansatz ganz offensichtlich nicht zu empfehlen, sondern vielmehr völlig verantwortungslos. Ebenso verantwortungslos wie daher der Artikel der Autorin und die unsägliche transgenderideologische Propaganda von Zeit Online. Während offiziell so getan wird, als Sorge man sich um Kindeswohl, wird dieses durch besagte Propaganda faktisch hintertrieben. Tugend woke zu signalisieren ist offenbar wichtiger als sie und seriösen Journalismus faktenbasiert zu praktizieren.

© Uwe Steinhoff 2023


[1] Transgenderideologen berufen sich gern auf die folgenden zwei „Studien“, welche Littman angeblich widerlegen: Greta R. Bauer, Margaret L. Lawson, Daniel L. Metzger, „Do Clinical Data from Transgender Adolescents Support the Phenomenon of ‚Rapid Onset Gender Dysphoria‘?“ Journal of Pediatrics 243 (2021), S. 224-227, https://doi.org/10.1016/j.jpeds.2021.11.020; Jack L. Turban, Brett Dolotina, Dana King, Alex S. Keuroghlian, „Sex Assigned at Birth Ratio Among Transgender and Gender Diverse Adolescents in the United States“, Pediatrics 150(3) (2022), S. 1-6. Leider missversteht die erste Studie, was ROGD ist, und auch die zweite Studie ist methodologisch haltlose Propaganda. Für diesbezügliche Argumente, siehe Lisa Littman, „Saying that Bauer et al studied rapid onset gender dysphoria is inaccurate and misleading“, Journal of Pediatrics 245 (2022), S. 250, https://doi.org/10.1016/j.jpeds.2022.03.003; Joanne Sinia, „Rapid onset gender dysphoria as a distinct clinical phenomenon,” Journal of Pediatrics 245 (2022), S. 250, https://doi.org/10.1016/j.jpeds.2022.03.005; Michael Biggs, „Turban et al.’s incredible assumptions about sex“, figshare (2022), https://doi.org/10.6084/m9.figshare.20436189.v1; Julia Mason und Leor Sapir, “The American Academy of Pediatrics’ Dubious Transgender Science: As other countries turn away from hormones and surgery, the AAP won’t even allow a debate”, Wall Street Journal, 17.8.2022, https://www.wsj.com/articles/the-american-academy-of-pediatrics-dubious-transgender-science-jack-turban-research-social-contagion-gender-dysphoria-puberty-blockers-uk-11660732791.

[2] Kirsty Entwistle, “Debate: Reality check – Detransitioner’s testimonies require us to rethink gender dysphoria”, Child and Adolescent Mental Health 26(1) (2021), S. 15-15, https://doi.org/10.1111/camh.12380; Elie Vandenbussche (2021), „Detransition-Related Needs and Support: A Cross-Sectional Online Survey“, Journal of Homosexuality 69(9) (2022), S. 1602-1620, (2021), https://doi.org/10.1080/00918369.2021.1919479; Hannah Barnens, Time to Think: The Inside Story of the Collapse of the Tavistock’s Gender Service for Children (London: Swift Press, 2023).

[3] K. D. Drummond, S. J. Bradley, M. Peterson-Badali, K. J. Zucker, „A follow-up study of girls with gender identity disorder“, Developmental Psychology 44(1) (2008), pp. 34-45, https://doi.org/10.1037/0012-1649.44.1.34. Devita Singh, Susan J. Bradley und Kenneth Zucker Kenneth, „A Follow-Up Study of Boys With Gender Identity Disorder“, Frontiers in Psychiatry 12 (2021), pp. 1-18, https://doi.org/10.3389/fpsyt.2021.632784. Siehe auch Roberto D’Angelo, Ema Syrulnik, Sasha Ayad, Lisa Marchiano, Dianna Theadora Kenny und Patrick Clarke, „One Size Does Not Fit All: In Support of Psychotherapy for Gender Dysphoria“, Archives of Sexual Behavior 50 (2021), pp. 7-16, https://link.springer.com/article/10.1007/s10508-020-01844-2.

[4] Helen Joyce, Trans: When Ideology Meets Reality (London: Oneworld, 2021), S. 88.

[5] Annelou L. C. de Vries, Thomas D. Steensma, Theo A. H. Doreleijers und Peggy T. Cohen-Kettenis, „Puberty suppression in adolescents with gender identity disorder: a prospective follow-up study“, Journal of Sexual Medicine 8(8) (2011), pp, 2276-2283, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20646177/.

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